25 Jahre LKV – Ein teilweise nicht so ernst zu nehmender Einmarsch
Der Leimbacher Karnevalverein feiert nun mittlerweile seine 25. Session und ist aus dem kulturellen Leben unseres Ortes nicht mehr wegzudenken. Aber eigentlich gibt es sie schon länger, die Narren von und zu Leimbach. Bereits einmal, vor 50 Jahren, wurden wage Schritte unternommen, bezüglich Karneval etwas auf die hiesige Bühne zu bringen. Man blieb wohl damals doch in den Kinderschuhen stecken und tanzte nur zwei Winter. Und noch ältere Bilddokumente belegen uns, daß es schon vor genau 100 Jahren, also anno 1909, in Leimbach eine Fastnachtgesellschaft gegeben hat. Denn eigentlich liegen die Ursprünge des heutigen Karnevals in der Fastnacht begründet. Seit dem 15./16. Jahrhundert war es jener Abend vor der mit dem Aschermittwoch beginnenden (katholischen) 40tägigen vorösterlichen Fastenzeit. Um sich jedoch in der Zeit davor noch einmal richtig austoben und vergnügen zu können, begann man, regional bedingt, am 11. 11. oder am Dreikönigstag (6. 1.) Mit einer sogenannten „Festzeit“.
Waren es im Mittelalter vorwiegend die Aufführungen der von Minnesängern (u. a. Hans Sachs) verfaßten schwankhaften Schauspiele, kamen später sogenannte Heischegänge, Maskenumzüge, die Umkehrung sonst gültiger Regeln („Weiberherrschaft“) und vielerorts Tanzveranstaltungen oder gar Bälle mit ersten Formen des Rügebrauchs (Büttenrede).
In den protestantischen Gegenden wurde dieses jedoch durch Reformation, Aufklärung und Pietismus (Frömmigkeit) im Lauf der Zeit vielfach eingedämmt. Der Karneval, so wie man ihn heute feiert, bildete sich vor allem im 19. Jahrhundert aus und ist die rheinische Form der Fastnacht. Und wer weiß, vielleicht schwappte „Vater Rhein“ im Jahre 1909 so weit über, daß er Leimbach erreichte und man gründete hier eine Fastnachtgesellschaft. Doch wie lange diese in unserem Ort Bestand hatte, was sie außer eventuellen Trinkgelagen noch bewerkstelligte, wer die Initiatoren und Mitglieder waren, ist uns leider nicht überliefert. Und aussagekräftige Zeitzeugen, außer den auf dem Foto abgebildeten, waren nicht mehr aufzutreiben.

Waren es nun die Wirren beider Weltkriege, eine dazwischen stattgefundene Inflation oder gar der Schmerz über die Teilung Deutschlands – man fand sich erst 1958 wieder zu Tische, um auch in Leimbach der närrischen Zeit etwas Leben einzuhauchen. Insbesondere den damaligen Sportfreunden um ihren „Allrounder“ Willi Schmidt war es wohl zu verdanken, daß im darauf folgenden Jahr zur Fastnacht auf dem Saal der hiesigen Gaststätte (heute „Lagerraum“, damals „Robe Schnuse“) den „Leimischen Jäcken“ ein buntes karnevalistisches Programm geboten werden konnte. In den Jahren zuvor hatte man dort auch schon seine Auftritte, um der Dorfbevölkerung in der Vorweihnachtszeit mit sportlichen Darbietungen (Geräteturnen) und Aufführungen von kleineren Theaterstücken die tristen, langen Abende (ohne „Glotze“) zu verkürzen. Zur Karnevalzeit selbst kamen dann berauschende Masken- und Kostümfeste sowie eine nur in Leimbach existierende und auch funktionierende “Altweibermühle“, hier wurde aus „Alt“ wieder „Jung“ gemacht, dazu. All das führte wohl auch letztendlich zur Geburt der Idee, man könne doch zur Karnevalzeit noch mehr auf die Beine stellen. Unter der „Präsidentschaft“ von Heinz Knödel nahmen somit anno 1959 die „Tollitäten“ Prinz Jürgen und Prinzessin Ursula (Büchner) als erstes Leimbacher Prinzenpaar das Karnevalszepter in die Hand und wurden beim abendlichen Regieren vom Elferrat tatkräftig unterstützt.

Man darf die damaligen Programmpunkte jedoch mit den heutigen keinesfalls vergleichen, aber es wurde für jene Zeit doch schon allerhand geboten. Denn der Saal war zur jeweils nur einmal stattfindenden Abendveranstaltung immer zum Bersten gefüllt, wenn Heinz Tölle als der erste uns bekannte „Zeremonienmeister gekonnten Schrittes“ die einzelnen Akteure zu ihren Auftritten auf die Bühne oder in die Bütt geleitete. Besondere Höhepunkte waren immer die verschiedenen Tanzdarbietungen, in der Regel einstudiert durch Ilse Würzbach, welche selbst als Tanzmariechen auftrat. Bei den Sologesängen, u. a. von Otto König (Hardt – jetzt Haus Machatzke) dargeboten, gab es noch kein Playback, geschweige denn einen Verstärker. Und Heinz Schmidt, einer der Büttenredner der ersten Stunde, konnte seine Texte wohl auch noch nicht von irgendwo abkupfern.
Was heute für uns „Ingo“ ist, das war damals Walter Liesegang, der am Klavier alles musikalisch umrahmte. Weitere „markante Größen“ bei der Gestaltung des Karnevals neben den bereits Erwähnten waren u. a. Moritz Rausch, Lieselotte Wiegleb, Inge Weißkopf, Karl Heise, Walter Breitrück und auch schon Manfred Schnause, um nur einige zu nennen. Extra genannt werden sollten Willi Schmidt und Robert Schröter, zwei der maßgeblichen Initiatoren. Böse Zungen behaupten, viele machten nur selbst mit oder besuchten die Veranstaltungen, um die hübschen Gesichter und feschen Waden der Prinzengarde bewundern zu können.


Leider ebbte die Euphorie für das närrische Treiben ebenso schnell wieder ab, wie sie entstanden war. Trotz großer Mühen des nachfolgenden Präsidenten Robert Schröter gelang es nicht, die Narren für weitere Jahre zu aktivieren. So tagte man nur noch einmal im nachfolgenden Jahr unter der Regentschaft von Prinz Harry und Prinzessin Ingrid (Büchner). Außer der Tatsache, daß man andere Vereine, u. a. Werther, Krimderode und Salza, zu Gastauftritten zu sich einlud, drehte sich lange fast nichts zur „fünften Jahreszeit“ in Leimbach. Bis zum Jahre 1989! War es nun die große Wende in Deutschland oder doch allein eine Idee von Lothar Pagel, die er als aktiver Görsbacher Karnevalist in die „Kulturhochburg Rittertal“ einbrachte? Jedenfalls wurde der Gedanke vom eigenen närrischen Treiben aufgegriffen und man tagte wohl diesbezüglich just in jenem Moment zusammen mit Michi (Weißkopf) in Bruder Reiners Waschhaus, als in Berlin die Mauer fiel. Denn eines erschien den Dreien wichtiger als die gesamte Weltpolitik – nächstes Jahr wird in Leimbach wieder ein richtiger Karneval mit selbst gestaltetem Programm gefeiert. Weitere Leute wurden angesprochen. Insbesondere bei der Gymnastikgruppe stieß man sofort auf offene Ohren. Andere fanden die Idee auch gut, einige nicht. Letztendlich gelang es den drei Initiatoren, zur Fastnacht 1990 ein buntes Programm auf die Beine zu stellen. Aber wo sollte alles stattfinden? Denn den Saal der Gaststätte hatte der damalige Wirt (Wannie) zum Lagerraum umfunktioniert bzw. schon zur Hälfte „verfeuert“. Also blieb als Alternative nur der Kulturraum auf Hardt 7. Jedoch war dieser in der Mitte von einer Trennwand durchzogen und bot somit relativ wenig Platz für Programm und eventuell zu erwartende Gäste.. Doch es ging! Die große Tür zwischen beiden Räumen wurde geöffnet. Präsident Reiner (Pagel), gleichzeitig auch „Einerrat“, stellte sich dort mit seiner Bütt in Position und eröffnete die 1. Sitzung der Neuzeit unter dem Schlachtruf „Leimbach wach auf!“
Als erstes Prinzenpaar residierten Prinz Detlef, im Konfirmationsanzug, und Prinzessin Heike (Hildebrandt). Musikalisch umrahmten die beiden DJs Maik und Falko (beides Pagels, oder was?) mit ihrer Traummusik das Programm und luden anschließend zum Tanz. Die Bewirtung erfolgte in eigener Regie des LKV, Feuerschlucker „Raschid“ machte uns nach seinem Auftritt noch schnell das Wasser für die Würstchen heiß. Natürlich gab es für jeden Akteur auch schon einen Orden. Die wurden in Hildebrandts Schmiede gefertigt, ähnelten größeren Unterlegscheiben (ohne Loch), waren „echt schwer“, doch dafür handbemalt. Aber alles kam gut an. Also hieß es durchstarten .


Und Schritt für Schritt, immer in kleinen Etappen, entwickelte sich unser Karnevalverein fortan weiter. Schon in der dritten Session (1991/92) wurde aus dem „Einerrat“ ein „Dreierrat“ (mit Dreirad) und schließlich leitete ab der 5. Programmgestaltung ein Elferrat die allabendlichen Geschicke. Die musikalische Begleitung hatten Maik und Falko schon nach drei Jahren hingeschmissen. Man schrieb das Jahr 1993, als „unser Ingo“ erstmals in unserem Gefilde sein musikalisches Können unter Beweis stellen konnte. Heute hat er sich als „Wahl-Leimbacher“ so weit entwickelt, daß er eigene Beiträge zum Programm und anschließend den Saal zum „Brodeln“ bringen kann. Bereits seit unserem zweiten Jahr gibt es eine Prinzengarde, der seit der 9. Session ein Tanzmariechen vorsteht. vorliegt diese verantwortungsvolle Aufgabe seit der Jahrtausendwende Franziska Klein. Und sie macht das wirklich echt toll! Von Beginn an dabei ist auch eine Damentanzsparte. Hervorgegangen aus der Gymnastikgruppe der Sportgemeinschaft, trat man bis zur 7. Session noch „gemischt“ auf, teilte sich aber anschließend in ein Damen- und in ein Hofballett. Heute existieren außerdem in diesem Genre noch ein Kinder- und Jugend- sowie ein „Junge-Männer-Ballett“ (alles ab 2003). Und nicht zu vergessen: Unsere kleinsten, die „Leimbacher Zwerge“, seit 2007. Nicht mehr wegzudenken aus dem jährlichen Programm wären außerdem unsere Nonnen Heidrun und Claudia (erstmals 11. Session), der „Schwach(e)-Pavarotti“, der gespielte Witz, eine „pausenfüllende“ Werbung, unser Gesangsduo Silvia plus Norbert, das „Trappertrio“ (oder wie viel sie gerade sind), eine Stimmung anheizende „Hauskapelle“ und natürlich unsere Büttenredner. Von der 1. Session an bemühen sich Norbert und Gregor einem stets zu lauten Publikum ihr Aufgeschriebenes ans Ohr zu bringen und fanden nachfolgend dabei noch Unterstützung von Thomas (Mund). Seit der 15. Session geben auch Nachwuchsbüttenredner ihr Bestes: War dies zuerst Martin (Buchmann), so strapaziert jetzt der kleine Lukas unsere Lachmuskeln. Die „Leimbacher Originale Line und Karl (M+M Schnause) wirkten seit 1993 im abendlichen Programm. Heute treten sie jedoch nur noch bei den Rentnern auf. Apropos Rentner: Seit der 3. Session lassen es sich die Narren des LKV nicht nehmen, ihr gesamtes Programm in einer gesonderten Veranstaltung den Senioren des Ortes und ihren weit gereisten Gästen, vorwiegend aus Steigerthal, darzubieten. Außerdem werden schon seit längerem markante Ausschnitte aus dem jeweiligen Programm in diversen Alters- und Pflegeheimen der Stadt Nordhausen dargeboten, so genannte Gastauftitte. Die hatten wir vor Einführung des Euro außerdem mal in Urbach, Hainrode, Windehausen und nicht zu vergessen vor fast leerem Saal in Buchholz.
Damit der Programmablauf nicht durcheinander kommt, gibt es seit der 8. Session einen Zeremonienmeister. Übte erst Stefan Lange dieses verantwortungsvolle Amt immer vorzüglich tänzelnd aus, so tut es seit drei Jahren Marco (Weißkopf) in fast gleicher Manier. 6 Und eine Saalpolizei wacht seit 1998 darüber, daß jeder eine Eintrittskarte hat, den richtigen Platz einnimmt, keinen Alkohol mitbringt und uns keiner während der Veranstaltung was vom Programm klaut oder gar belästigt. Natürlich gab es in jedem Jahr ein neues Prinzenpaar, in der 2. Session sogar zwei (Berger und Keller). Über allem steht seit unserem ersten Auftritt alljährlich (außer 2002 vertretungsweise Thomas), unser von allen geliebter Präsident Reiner! Gott möge ihn uns noch lange erhalten! Aber bei uns im LKV war und ist noch viel mehr los! Neugierig geworden? Dann schaut euch die Bilder auf den nachfolgenden Seiten an. Aber vorher noch etwas anderes: Da der Feuerschlucker „Raschid“ zwecks Warmmachen der Würstchen zur zweiten Veranstaltung vertraglich nicht mehr gebunden werden konnte, wurde die Bewirtung zu unseren Veranstaltungen ab dem zweiten Jahr vom Getränkehandel Elke Breitrück, zwischenzeitlich mal vom „Leimbacher-Mini-Markt“ Doris Benkstein und nachfolgend vom Eiscafe Heise/König zur vollsten Zufriedenheit durchgeführt. Seit dem Jahre 2006 tut dies in gleicher Art und Weise die Familie Weber von der Strandgaststätte aus Bielen. Allen Genannten hierfür ein herzliches Dankeschön. 1994 und nachfolgend nochmals 1997/98 wurde unsere „Stätte des Wirkens“ auf Hardt 7 allumfassend neu gestaltet und renoviert. Zuerst wurde die Zwischenwand entfernt und die vorhandene Bühne wieder geöffnet. Der Elferrat konnte sich nun besser hinter der Bühnendekoration „Narrenschiff-Kalypso“ abducken (Die saufen dann!) und der LKV ist durch die Erweiterung der Platzkapazität dem ständig steigenden Ansturm auf die mittlerweile bis zu sieben Abendveranstaltungen besser gewachsen. Zwischenzeitlich wurde außerdem eine separate Bar geschaffen, der gesamte Sanitärtrakt erneuert und eine moderne, aber oft nicht funktionierende Heizungs- und Belüftungsanlage installiert. Das breite Publikum kennt den LKV jedoch nur von seinen Auftritten zur Karnevalzeit auf Hardt 7.
Doch wir tun noch mehr. Am 11. 11. eines jeden Jahres erfolgt die Schlüsselübergabe an die Narren des Ortes durch den Ortsbürgermeister, und es beginnt die lange Zeit der Vorbereitungen auf das neue Programm. Und wieviel Zeit darin steckt, können wohl nur die ermessen, die selbst mitmachen. Als Bestandteil des Leimbacher Kulturvereins engagieren sich viele Mitglieder außerdem beim der Organisation und Durchführung weiterer kultureller Höhepunkte während des gesamten Jahres. Und so ganz nebenbei wird auch noch die Kirmes „durchgezogen“, das Heimatstubenfest bzw. der Bauernball sowie ein alljährlicher Weihnachtsmarkt mit organisiert. Bleibt kaum noch Zeit, um im Verein selbst etwas zu unternehmen. Doch fast jedes Jahr wird auch mindestens einmal „intern“ gefeiert. Meist geht es dabei auf Reisen. Egal, ob nun nach Berlin/Wandlitz, um unseren Heinz (Gassmann) zu ärgern, oder wie letztens zum „Flößern und Baden“ ins Werratal. Schön und erlebnisreich war und ist es immer. Also, Ihr seht selbst, ohne die vielen „Narren“ wäre in Leimbach kaum etwas los. Aber was wären wir Narren wiederum ohne unser treues Publikum und insbesondere ohne unsere Sponsoren. Vieles bei der Gestaltung und Durchführung der nunmehr 20 Sessionen wäre ohne sie nicht möglich gewesen. Deshalb an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle, die uns bisher, sei es nun in finanzieller oder anderer Form, Unterstützung gaben, es zur Zeit tun oder es in Zukunft gern möchten. Denn neue Mäzeen sind uns jederzeit ebenso. willkommen wie neue aktive Mitglieder. Noch etwas, bevor wir die Bilder sprechen lassen: Vieles, insbesondere die Recherchen zu den Jahren 1958 bis 1960, beruhen auf Aussagen von Zeitzeugen. Und die waren sich da auch nicht immer einig. Ob nun alles so stimmt, wie geschrieben? Glaubt einfach, was Ihr lest, meint auch Euer Redaktionskollegium Annette und Gregor (Textverarbeitung) Reiner und Lothar (allgemeine Gestaltung) Mario (Herstellung)